
© Debora Mittelstaedt
Kommt mit einer Regie zurück auf die Magdeburger Bühne: Bastian Reiber
Ach ja, dieser Odysseus, Held der griechischen Mythologie und seine berühmten Irrfahrten, der unbedingt den betörenden Gesang der Sirenen hören wollte und sich dafür am Mast seines Schiffes festbinden ließ, darüber hinaus Triumphe über Riesen, Menschenfresser und Zauberinnen, Poseidon und die Unterwelt feierte: es ist eine tausendfach besungene und erzählte Saga, ein mystisches Märchen. Nun hat sich Bastian Reiber dieser über 3000 Jahre alten Saga angenommen und begibt sich auf eine eigene Irrfahrt. Schon vor über zehn Jahren hat Reibert seine Spuren in Magdeburg hinterlassen. Von 2009 bis 2012 war der gebürtige Mönchengladbacher Mitglied des Schauspielensembles, gab hier unter Jan Jochymski den Hamlet, spielte Schlagzeug in der Schauspielhaus-Band „Mixtape“ und hatte ein eigene LateNight-Show mit Sketchen. Ein Tausendsassa. 2017 hat er sein Repertoire in Hamburg um das Regiefach erweitert, und arbeitete bei der Dramaturgie dort bereits mit Bastian Lomsché zusammen. Nun machen sie am Magdeburger Schauspiehaus wieder gemeinsame Sache und haben Homers Odysseus-Saga zu einem Schauspiel verdichtet, ein Script gibt es nicht, Story und Text werden quasi auf der Bühne entwickelt. Wesentlicher Grund: Die Geschichte wird aus Perspektive der Mägde Penelopes erzählt, die in der berühmten Sage eher im Hintergrund agieren. Während der Abwesenheit des Helden managen sie das Haus, überbrücken die Wartezeit mit abenteuerlichen Ablenkungsmanövern für sich und das Publikum und entwickeln dabei den pathologischen Hang, für gute Laune sorgen zu müssen. Der zähen Angst vor dem großen Nichts, dem lähmenden Warten ohne Erlösung, der Abwesenheit von Handlung wird eine Selbstermächtigung des Personals entgegengesetzt, in der eine Menge anarchische Komik steckt. Bühnenbildnerin Marina Stefan steuert einen wandelbaren Raum bei, der sichtbar machen soll, dass die besseren Zeiten vorbei sind, während sich Kostümbildnerin Vanessa Rust von belgischen Trachten inspirieren ließ.

© Engelhardt